Mit "Protuberanz" werden alle in der Sonnenatmosphäre aufragenden "Wolken" aus Plasma (ionisierte, leitfähige Materie) bezeichnet, die besonders auffällig am Sonnenrand und auf der Sonnenscheibe als Filamente im Hα-Licht erscheinen. Protuberanzen in all ihren Erscheinungsformen werden bestimmt durch das Wirken der solaren Magnetfelder in der (magnetisch) ruhigen und (magnetisch) aktiven Sonnenatmosphäre.

Man kann die Protuberanzen in zwei Klassen einteilen (Zirin, Physics of the Sun, 1988):

Klasse 1) Ruhige, langlebige Protuberanzen

                    a: Protuberanzen oder Filamente in oder nahe Aktiven-Gebieten (Bogen Filament System AFS, Feldübergangsbogen FTA)

                    b: Protuberanzen oder Filamente in ruhigen Gebieten (evtl. Quelle von Koronalen Massenauswürfen CME)

                    c: aufsteigende Protuberanzen, die einmal langlebig waren

Klasse 2)  Aktive mit Flares verbundene oder transiente Protuberanzen.

                   a: Randflares

                   b: Ringe und koronaler Regen (absteigende Strukturen)

                   c: Schwall (Surge): gebündelte, ausgeworfene Materie

                   d: nicht gebündelte Materie

        

 Zu 1) a und b gibt es im Beitrag "Bogenstrukturen" viele Beispiele.

Im Folgenden einige Bilder von Protuberanzen am Sonnerand und Filamente(1 b:)

Hier ein Bild der Sonne vom 14.11. 2011 mit zwei markanten Protuberanzen, unten eine ruhige, wenig veränderliche, links oben ein Materieauswurf, der rasch wieder zurücksinkt.  Vor der Sonnenscheibe stehen lange Filamente, oben links und ein kleineres unten.

Hier ein Ausschnitt von oben mit einem "Loop" am linken Rand der Protuberanz:

1111402

25. 8. 2014:

Filamente haben oft eine lange Lebensdauer. Sie verlaufen an der Grenzlinie zwischen Gebieten mit gegensätzlicher Magnetfeldpolarität.

Hier ein weiteres Beispiel eines kleinen Filaments im Detail. Aufnahme vom 25. 8. 2014:

14 08 25 12147

Dazu das Magnetogramm dieses Gebiets der AR12147, eine "gealtertes", aktives Gebiet. Das Filament liegt klar erkennbar zwischen dem weißen (positiven) und dem schwarzen (negativen) Magnetfeldgebiet. Interessant ist hier auch die Korrespondenz zwischen dem "körnigen" hellen Feld auf der H-Alpha Aufnahme und dem weißen Feldgebiet oberhalb des Filaments.

14 08 25mag

Eine Protuberanz kann sich auch "eruptiv" in die Korona ausbreiten, wie die folgende Animation vom 23.6. 2012 zeigt (die Zeitinformationen sind leider verloren gegangen)

120623 cme
   

Noch ein Bild vom 13.5.2012 mit einer eruptiven Protuberanz links oben und eine ruhende Struktur unten.

12051304

Sehr oft bilden ruhende Protuberanzen eine hecken- oder baumartige Struktur. Ein Beispiel vom 8.8.2016:

16 08 08 10 49C