Das Fernrohr für Kontinuums-(Weißlicht) Beobachtungen.


Für den Refraktor sind zwei Konfigurationen vorgesehen:
1.) Fotografische Variante mit einem Objektivfilter (Folienfilter)
2.) Visuelle Lösung mit einem Sonnenprisma und passenden Dämpffiltern


Bei der fotografischen Konfiguration wird ein Folienfilter (Baader Solar fotografisch) für die volle Objektivöffnung benutzt. Die Montage erfolgt mit einem "Sandwich" aus Wellpappe der auf einen Kartontubus geklebt ist. Diese Befestigung ist gut gegen ein Abrutschen vom Fernrohrtubus gesichert.

IMGP4165

Die weitere Dämpfung und Filterung findet dann mit einer Kombination von einem Infrarot/UV-Sperrfilter und einem sogenannten "Kontinuumsfilter" statt. Der Kontinuumsfilter ist ein scharfbandiger Grünfilter mit einem Durchlaß um den Bereich des Intensitätsmaximums des Sonnenspektrums bei 540 nm. Fa. Baader bietet einen Filter mit dieser Transmissionskurve an (Bildquelle: Baader Datenblatt)

Kontinuum

Bei der Fotografie, die beinahe auschließlich zur Sonnenbeobachtung genutzt wird, ist keine weitere Lichdämpfung nötig. Die Lichtfülle erlaubt dann sehr kurze Belichtichtungszeiten, die die oft in der Sichtlinie herrschende Turbulenz besser verkraften lassen.

Für eine visuelle Beobachtung muß noch ein Neutralfilter zur weiteren Dämpfung benutzt werden. Der von mir verwendete Rekraktor kann  als Alternative zum Objektivfilter noch einen "Herschelkeil" zur Hauptlichtdämpfung bei voller Öffnung nutzen, größere Optiken müssen abgeblendet werden. Ein Herschelkeil-Prisma benutzt eine Teilreflexion des einfallenden Sonnenlichts in einem speziell geformten Glaskeil-Prisma:

Herschel

Dies Bild zeigt ein Herschel-Prisma zur visuellen Sonnenbeobachtung am Refraktor montiert.

IMGP4169

Bei Testaufnahmen mit beiden Varianten zeigte sich, daß die Folienfilterung zu gleich
guten Bildern führt, wie die mit einem Herschel-Prisma gemachten. Die Folienfilterung hat auch noch den Vorteil eines „kalten Rohrs über längere Beobachtungssitzungen.
In beiden Fällen wird ein Kontinuumsfilter zum Durchlaß des Sonnenlichts bei 540 nm benutzt. Zusätzlich wird auch immer auch ein Infrarotsperrfilter benutzt.

Die ganze Sonnenscheibe kann im Primärfokus des Refraktors abgebildet (fotografiert werden) wenn ein Brennweitenreduzierelement vor der Kamera geschraubt ist:

IMGP4170

Die interessante Feinstruktur der Sonnenphotosphäre mit Fleckengruppen und Granulation kann nur mit einer längeren effektiven Brenweite erreicht werden. In meinem Fall wird eine optisch sehr hochwertige Verlängerungsgruppe angewendet, die ursprünglich für den Einsatz mit H-Alpha Filtern entwickelt wurde. Diese "Telezentrik" liefert eine 4-fache Verlängerung der Teleskopbrennweite bei optimaler Bildeigenschaft. Die gesamte Fernrohrlänge wird jedoch durch Telezentrik, Abstandshülsen und Kameraanschluß sehr viel größer:

IMGP4664

 Die Leistungsfähigkeit einer mit der Telezentrik gemachten Aufnahme zeigt sich im Folgenden Bildbeispiel, das Bild der aktiven Region 15529 vom 12.4.2016. Das Resultatbild wurde aus ca 2000 Einzelbildern mit der Software AVIStack gewonnen und mit der Grafiksoftware GIMP leicht geschärft.
Bei der Fernrohröffnung von 102 mm und der langen Brennweite wird die Granulation recht gut aufgelöst. Die Luftruhe (seeing) spielt natürlich bei solchen Aufnahmen eine große Rolle. (Am 12.4. herrschte gegen Morgen recht gute Luftruhe)
Die Fadenstrukturen der Penumbra sind gut aufgelöst erkennbar, wie auch die Granulation klar abgebildet wird.

Testbild